khana: (fanfic100_de: Daine)
[personal profile] khana
Titel: Andere Länder
Autor: Khana @ [livejournal.com profile] fanfic100_de
Fandom: Tamora Pierce [Tortall]
Charaktere: Kaddar/Kalasin
Thema: #39 - Geschmack/schmecken
Word Count: 1302
Rating: PG-13
Warning: het, Magersucht
Note: Öhm, ich hab mir den Prompt und das Pairing auslosen lassen, bin ein bisschen gesprinten, und plötzlich war das da dabei rausgekommen. Kalasin ist hier übrigens in etwa 14 Jahre alt.
Beta-Dank geht wieder mal an[livejournal.com profile] lenija. Dankeschön! *drück*


Andere Länder



Carthak war ein merkwürdiges Land.

Es gab Sklaven, und das allein jagte Kalasin schon einen Schauer den Rücken hinunter, auch wenn man sie vorher gewarnt hatte, dass 'in anderen Ländern andere Sitten' herrschten.
Es war viel zu warm, sie schwitzte furchtbar unter ihren schönen Seidengewändern.
Es gab viele Menschen mit dunkler Hautfarbe. Nicht, dass es in Tortall keine dunkelhäutigen Menschen gab, aber eben nicht so viele. Kalasin kam sich mit ihrer blassen, schnell von der Sonne verbrannten Haut noch fremder vor.
Und was am schlimmsten war, das Essen schmeckte komisch.

Kalasin war einsam in diesem fremden Land, mit einem Ehemann, der sich nur für Politik interessierte und für Geschichten über Daine.
Komisch, Daine hatte ihr nie erzählt, dass Kaddar in sie verliebt war, aber er benahm sich ganz so. Kein Wunder, schließlich war Daine in seinem Alter und Kalasin fast sieben Jahre jünger, aber trotzdem, sie war seine Ehefrau! Welche Ehefrau mochte schon gern ständig über die alte Flamme ihres Mannes ausgefragt werden?!
Obwohl eine kleine Armee von Dienern und Kammerzofen sie über den Ozean begleitet und man ihr unzählige Sklavinnen zugeteilt hatte, war Kalasin einsam.
Sie hasste Sklaven. Nicht wirklich die Menschen, die Sklaven waren, aber die Sklaverei, und das Verhalten, das die Sklaven an den Tag legten. Es war einfach falsch, dass sie vor ihr im Staub herumkrochen, wie es sich noch nicht mal vor den Göttern geziemte. Das hatten weder sie selbst, noch die Sklaven verdient.

Kalasin aß meist mit Kaddar zusammen, oder besser gesagt, neben ihm.
Es gab Kamelfleisch mit fremdländischen Gewürzen, komische grüne und gelbe Gemüsesorten, zu lange gekochten, scharfen Reis und etwas, das man Hirse nannte.
Sie mochte den Geschmack von diesem ganzen fremdländischen Essen nicht. Es schmeckte nicht richtig, nicht wie das, was es im Palast ihres Vaters gab, nicht halb so gut wie die einfachen Mahlzeiten, die die Reitergruppen ihrer Mutter zubereiteten. Kalasin war es egal, wie viel das Essen kostete, das man ihr in Carthak vorsetzte, es schmeckte ihr einfach nicht.

Sie aß immer weniger und weniger, und wurde jeden Tag ein kleines bisschen dünner. Niemandem außer ihr selbst fiel es auf. Die Kammerzofen und Sklavinnen, die ihr beim Waschen helfen sollten, schickte sie weg. Sie konnte sich selbst waschen und duldete keine Hilfe, erklärte sie, und da sie die Kaiserin war – Kaiserin! – tat man, was sie befahl.

Es konnte natürlich nicht ewig unentdeckt bleiben, dass ihr das Essen nicht schmeckte, dass sie bei den Mahlzeiten kaum etwas zu sich nahm.
"Seid Ihr krank?", fragte Kaddar irgendwann, und sie wollte ihn am liebsten anbrüllen, dass er sie nicht so förmlich anreden sollte, schließlich war sie seine Frau, verdammt noch mal!
Aber Kalasin schwieg, und schüttelte nur den Kopf, und schob das Hammelfleisch auf ihrem Teller von links nach rechts und wieder zurück.
Kaddar seufzte leise, zuckte mit den Schultern und aß weiter. So wichtig war sie ihm also!

Und immer noch wurde Kalasin dünner und dünner, ihre Mieder hingen ihr inzwischen lose um die Brust, weil sie nicht fest genug geschnürt werden konnten. Die Sklavin, die sie in ihren Zimmern duldete, um das Mieder zu schnüren, schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab, aber sie sagte nichts. Kalasin hatte ihr verboten, zu sprechen. Und weil sie die Kaiserin war, gehorchte man ihr.
Ihre schönen Kleider schlackerten um sie herum; ihr Busen wurde kleiner, und sie musste ihr Dekolleté auspolstern, damit sie nicht bald wie ein Junge aussah.
Kalasin fing an, ihren Körper zu hassen.
In diesem fremden Land war sie völlig allein, ohne eine Menschenseele, die sich darum kümmerte, wie es ihr ging, und ihr Körper wurde einfach immer schwächer und schwächer. Sie hatte oft Kopfschmerzen, und ihre Haut schmerzte, und dann wurde ihr eines Tages beim Essen einfach so plötzlich schwarz vor Augen.

Sie schloss die Augen, und schüttelte den Kopf, aber es wollte einfach nicht besser werden, dieses Sirren in ihren Ohren und die verschwimmenden Farben um sie her, die sich nicht wegblinzeln lassen wollten.

Sie stützte die Hände auf die Tischkante und wollte aufstehen, weglaufen, weg von diesem Lärm und den Farben und den furchtbaren Gerüchen nach schlechtem, falschem Essen, aber noch bevor sie richtig stand, sackte sie zurück auf ihren Stuhl.
"Kalasin!", rief Kaddar, und sie hörte über das Tosen in ihren Ohren hinweg, wie er seinen Stuhl zurückschob, und dann legte er eine Hand auf ihren Arm, und eine unter ihr Kinn, und hob ihren Kopf.
"Kalasin, sieh mich an!"
Gehorsam blinzelte sie, doch sein Gesicht verschwamm inmitten all der grellen Farben, sodass sie die Augen hastig wieder zukniff und leise wimmerte.
"Kalasin!"

Und bevor sie es sich versah, hatte er eine Hand hinter ihren Rücken gelegt, einen Arm unter ihre Knie geschlungen und hob sie hoch, als wöge sie nichts.
Es schaukelte ein wenig, und er trug sie – "Keine Angst, ich bring dich zu einem Heiler, keine Angst..." – und sie glaubte, sich übergeben zu müssen, so sehr schaukelte es.
Sie würgte, aber da war nichts, was hätte hochkommen können, und das bisschen bittere Flüssigkeit schluckte sie wieder hinunter.

Kaddar legte sie auf einem Bett ab, strich ihr über die Stirn, hielt ihre Hand fest, und nach einer kleinen Ewigkeit, die sie einfach nur dalag und sich furchtbar fühlte, kam jemand anderes.
Ihre schönen Kleider und das viel zu weite Mieder hatte ihr jemand ausgezogen – und, oh Göttin, Kaddar hielt immer noch ihre Hand fest, und er konnte sie sehen, er konnte ihren hässlichen, furchtbaren Körper sehen!
Aber seine Finger streichelten weiter ihre Hand, und der Druck verstärkte sich, nur für einen winzigen Moment. Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, ihn über den Lärm in ihrem Kopf hinweg "Kalasin", flüstern zu hören.
Dann drang heilende Magie in sie ein, warm und weich und einschläfernd, und sie ließ sich von dem Tosen in ihren Ohren und den Farben hinter ihren Lidern einlullen.

Das Erste, was Kalasin beim Aufwachen bemerkte, waren Finger, die sacht ihre Hand und ihren Arm streichelten.
Kaddars Finger? War Kaddar immer noch bei ihr? Wie lange hatte sie eigentlich geschlafen...?
Sie blinzelte vorsichtig und sah zum Glück keine grellen Farben mehr, sondern nur die mit Tüchern behängte Decke ihres Schlafgemaches.

"Kaddar?", flüsterte sie.
Ihr Hals kratzte, und sie hatte einen komischen Geschmack im Mund.
"Ja", flüsterte es neben ihr. "Möchtest du etwas trinken?"
Kalasin nickte kraftlos, und er stützte ihren Kopf und hielt ihr ein Glas Wasser an die Lippen.
Sie nippte, und schluckte, und der schlechte Geschmack ging nicht ganz weg, aber doch zumindest ein wenig, und ihre Lippen waren nicht mehr ganz so trocken.

"Wie geht es dir?", fragte er.
Sie versuchte zu lächeln, aber irgendwie gelang es ihr nicht so ganz. "Gut."
"Sicher?", fragte er. Seine Finger strichen über ihre Wange.
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Nein, formten ihre Lippen tonlos.

"Warum isst du nichts?", fragte er leise. Es klang keine Anschuldigung in seiner Stimme mit, sondern stattdessen fast so etwas wie Besorgnis.
"Es..." Sie suchte nach Worten. "Es schmeckt falsch. Nicht so wie zu Hause."
Sie öffnete die Augen wieder und sah gerade noch, wie er langsam nickte.
"Ich werde den Köchen sagen, dass sie tortallisches Essen zubereiten sollen."

"Nein", wehrte sie schwach ab, "Ich bin doch nicht mehr..."
"Nicht mehr in Tortall?", fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. "Ich wohne doch jetzt hier."
"Trotzdem", sagte er. "Das Essen in deinem Zuhause sollte dir schmecken."

Er wollte aufstehen, vermutlich, um den Köchen sofort den Befehl zu geben, aber Kalasin hielt seine Hand fest.
"Bleib?", bat sie.
Er sah sie einen Moment nur an, dann ließ er sich wieder bequemer auf seinem Stuhl nieder und fuhr damit fort, ihre Finger, ihren Arm, ihren Hals zu streicheln.
Kalasin schloss die Augen. Seine Berührungen schmerzten sie nicht, und plötzlich war der schlechte Geschmack in ihrem Mund verschwunden.
Sie hob die Hand, fing seine Finger auf, und hielt sie fest.

January 2015

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