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Titel: Familie
Autor: Khana @
fanfic100_de
Fandom: Harry Potter [Die Weasleys]
Charaktere: Molly, Arthur, Bill, Charlie [weitere erwähnt]
Thema: #01-#10: Anfang, Mitte, Ende, Innenseiten, Außenseiten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre
Word Count: 2528 [zwischen 24 und 509]
Rating: G bis PG-13
Note: Mein persönlicher Favorit ist 'Wochen'. Die weiteren will ich auch der Reihe nach schreiben, und mich dabei so langsam auf die POVs der Nachkommen konzentrieren...
Nun, sagte der Hut, Da ist viel Loyalität in dir, und ein großer Drang, deine Freunde zu beschützen. Aber auch viel Mut, fast schon ein wenig zu viel.
Es klang in Mollys Ohren fast so, als lachte das alte Ding, das sie da auf dem Kopf hatte.
Du bist eine rechte kleine Löwin, Miss Prewett. Da gehst du wohl am besten nach "GRYFFINDOR!"
Molly nahm den Hut vom Kopf und legte ihn auf den Stuhl. Sie biss sich auf die Lippen und ging zu dem Tisch am Ende der Halle hinüber, an dem sie mit Applaus willkommen geheißen wurde.
Gryffindor. Sie konnte doch nicht in Gryffindor gelandet sein – ihre ganze Familie kam entweder nach Ravenclaw oder nach Hufflepuff. Wie war das denn passiert?
Molly hörte der Rede des Schulleiters nur mit einem Ohr zu. Ihre Gedanken drehten sich immer noch darum, dass sie irgendwie im falschen Haus gelandet war. Sie musste ihren Eltern schreiben, dachte sie. Gleich nachher würde sie Erol, ihren nagelneuen Uhu, losschicken und ihren Eltern gestehen, was passiert war. Hoffentlich nahmen sie ihr das nicht allzu übel.
Aber eigentlich, dachte Molly, hätte es auch schlimmer kommen können. Der Hut hätte sie schließlich auch nach Slytherin stecken können. Und egal, in welchem Haus sie war – sie war doch immer noch ihre Tochter. Daran konnte ja wohl gar nichts etwas ändern.
Es war doof, ein Viertklässler zu sein, fand Arthur.
Man war schon zu erwachsen, um noch etwas mit den Babys aus den Klassen darunter zu tun zu haben – immerhin war er fast fünfzehn, da konnte er doch nicht mehr mit Erstklässlern herumhängen. Andererseits hielten die höheren Jahrgänge einen nach wie vor für zu jung, um bei irgendwas mitzumachen.
In der vierten Klasse hatte man keine neuen Unterrichtsfächer, keine neuen Lehrer, nichts! In der dritten hatten sie neue Fächer bekommen, in der Fünften erwarteten sie die OWLs, in der Sechsten die Fortgeschrittenenkurse und in der siebten die NEWTs. Aber im vierten Hogwarts-Schuljahr änderte sich einfach überhaupt nichts.
Jedenfalls war das so bis zu dem Tag, an dem Arthur beschloss, sich zu verlieben.
Alle Jungen in seinem Schlafsaal schwärmten für irgendwen, und mit fast fünfzehn fand Arthur, dass es langsam Zeit wurde, eine Freundin zu haben. Oder eben, sich zumindest zu verlieben.
Die Mädchen in seinem eigenen Jahrgang waren alle dumme Gänse, und die in den Jahrgängen darunter nach wie vor Kleinkinder, also sah Arthur sich die Mädchen der Jahrgänge über ihm genauer an.
In der fünften Klasse gab es ein besonders hübsches Mädchen. Sie hatte lange rotblonde Haare, die sie zu zwei Zöpfen gebunden trug, ein paar Sommersprossen auf der Nase, und Grübchen, wenn sie lächelte.
Sie war ziemlich klein, Arthur überragte sie um fast einen Kopf, aber das fand er nicht so wichtig. Molly war nett, und bei ihren Mitschüler beliebt. Und sie hatte Arthur letztens so nett angelächelt, als er ihr unaufgefordert den Brötchenkorb gereicht hatte.
Also beschloss Arthur, sich in Molly Prewett zu verlieben.
Er hat diesen Entschluss sein Leben lang nicht bereut.
Molly nahm ihr Abschlusszeugnis entgegen, lächelte Professor Dumbledore an und verbeugte sich. Sie stieg die Treppe am Rand der Bühne hinunter, setzte sich wieder auf ihren Platz, und plötzlich war ihre Schulzeit zuende.
"Du musst lernen, was es heißt, einen eigenen Haushalt zu führen", sagte ihre Mutter kurz darauf, und beschloss, Molly ein Jahr lang in genau dieser Kunst zu unterweisen.
Also lernte Molly jetzt Fegen und Wischen und Abwaschen und alle möglichen anderen Dinge, die eigentlich der Hauself der Familie Prewett erledigte. Der arme Berry wusste manchmal gar nicht, was er mit seiner Zeit anfangen sollte. Bis dahin dauerte es natürlich seine Zeit. Anfangs waren Mollys Zauber ungenau, und Berry putzte fröhlich lächelnd, und fast ein wenig dankbar hinter ihr her.
Kochen lernte Molly kaum. Einige wenige Speisen konnte Amelie Prewett mit Magie zubereiten, und dieses Wissen sowie ein dicken Kochbuch gingen an ihre Tochter über, aber Amelie fand, dass von Hand gekochtes Essen immer noch am besten schmeckte, und das Kochen fiel selbstverständlich den Hauselfen zu.
Für Amelie bestand kein Zweifel daran, dass Mollys zukünftiger Ehemann Elfen haben würde. Die Prewetts mochten nicht zur gesellschaftlichen Oberschicht gehören wie zum Beispiel die Malfoys, aber sie waren doch eine angesehene, reinblütige Familie, und es würde sich sicher ein guter und angemessen reicher Ehemann für ihre einzige Tochter finden lassen. Die Hausarbeit lernte Molly nur für den Notfall, und weil Amelie fand, dass ein junges Mädchen so etwas eben können muss.
Molly erzählte ihrer Mutter nicht, dass sie seit Mitte der sechsten Klasse fest mit Arthur Weasley zusammen war, dass sie ihn jeden Tag, den sie zuhause und er in Hogwarts verbrachte, schrecklich vermisste, und dass er ihr versprochen hatte, sie zu heiraten. Er würde bei Mollys Eltern um ihre Hand anhalten, wie es sich gehörte, aber selbst, wenn sie es nicht erlaubten, er würde sie heiraten.
Molly zählte die Tage bis zu seinem Schulabschluss, und lernte gewissenhaft, wie man Erbsensuppe kocht. Denn sie wusste, dass sie als Arthur Weasleys Frau keinen Hauselfen haben würde.
Molly gewöhnt sich schnell an das Leben mit ihm, an das Leben im Fuchsbau.
Arthur weiß, dass sie etwas anderes gewohnt ist als das kleine Häuschen, das ihm seine Großtante vermacht hat.
Er weiß, dass ihre Familie reich ist, reich genug, um einen eigenen Hauselfen zu haben – etwas, von dem seine eigene Mutter seit Jahren träumt.
Aber als dritter Sohn in einer kinderreichen Familie ist dieses Häuschen mehr, als er sich je erhofft hat, und er setzt alles daran, es für Molly zu einem echten Zuhause werden zu lassen.
Abends, wenn sie erschöpft nach einem langen Tag und leidenschaftlichem Sex nebeneinander liegen, streicht er ihr sacht über die Wange. "Molly Weasley", flüstert er leise, "Ich liebe dich."
Und sie lächelt ein wenig traurig.
Sie glaubt noch nicht ganz, dass sie eine Weasley ist, obwohl Arthurs Mutter sie herzlich in die Familie aufgenommen hat.
Arthur weiß, dass ihr ihre eigene Familie fehlt, ihre Eltern, ihre Brüder. Aber er kann doch nichts dafür, dass seine Familie arm ist, dass er der Frau, die er liebt, so wenig bieten kann. Er kann nichts dafür, dass sie ihn liebt, genug, um alles aufzugeben, um mit ihm zusammen zu sein. Und er kann erst recht nichts dafür, dass ihren Eltern das nicht gereicht hat – ihre Tochter könne schließlich nicht von Luft und Liebe leben! – und sie nichts mehr mit seiner wunderschönen, tapferen Molly zu tun haben wollen.
Er kann nur hier sein, bei ihr, und sie festhalten. Er kann sie an sich drücken und küssen und ihr zeigen, dass sie zu seiner Familie gehört, dass sie seine Familie ist.
Molly Weasley, der Fuchsbau, schreibt sie als Absender auf den Brief, den sie ihrem Bruder Fabian schickt.
Es fühlt sich immer noch nicht wie ihr Name an. Es ist ein netter Name, die Worte klingen gut zusammen, aber es ist noch immer nicht ihr Name, auch nach sechs Monaten noch nicht.
Molly weiß, dass Fabian den Brief nicht beantworten wird, ebenso wenig wie Gideon oder Mutter und Vater ihre Briefe beantworten. Sie hat es gewagt, sich der Familie zu widersetzen, sie gehört nicht mehr dazu. Sie ist nicht mehr Molly Prewett, sie ist Molly Weasley.
Sie seufzt leise und geht hinaus in den Garten. Hinter dem Hühner- und dem Kaninchenstall wartet Erol in seinem Verschlag auf sie. Sie lächelt, und streicht ihm durch das weiche Gefieder. Ihrem Uhu ist es egal, wie sie mit Nachnamen heißt, und wo sie wohnt. Er reibt seinen Kopf an ihrer Wange, fast wie eine Katze, und Molly muss lächeln.
Sie hält ihm den Brief hin. "Bring den zu Fabian, Erol, ja? Und lass ihn nicht eher in Ruhe, bis er antwortet."
Sie weiß, dass das nichts bringen wird, und Erols Federgeraschel zeigt deutlich, dass er das ebenfalls weiß.
"Entschuldige", murmelt sie, und er nimmt den Brief und kneift ihr sanft ins Ohrläppchen, bevor er seine Schwingen ausbreitet und davonfliegt.
Sie weiß, dass es nichts bringen wird, aber sie kann nicht anders, als immer und immer wieder zu schreiben, und Erol immer den selben Auftrag zu geben. Sie kann ihre Familie nicht aufgeben.
Sie erträgt diese Stille einfach nicht.
Zwei Stunden wartet er schon ungeduldig vor der Tür, seit zwei Stunden ist die Hebamme bei seiner Molly und noch immer ist nichts zu sehen, nichts zu hören.
Arthur weiß, dass es lange dauern kann, und er weiß, dass die Tür schalldicht gezaubert ist und er eigentlich Mollys Schreie hören müsste. So weit die Medihexerei auch ist, einige Dinge will Molly lieber auf natürlichem Weg hinter sich bringen, und die Geburt ihrer Kinder gehört dazu.
Arthur sitzt auf dem Sofa im Wohnzimmer, springt nach wenigen Minuten auf und tigert ungeduldig vor dem Kamin auf und ab.
"Mach dich nicht verrückt, Junge", rät seine Mutter, und lächelt ihn von ihrem Platz in dem alten Ohrensessel aus beruhigend an. Aber Arthur kann nicht anders, er ist nun einmal nervös vor der Geburt seines ersten Kindes.
Er weiß nicht genau, ob er auf ein Mädchen oder einen Jungen hoffen soll. Molly und er haben es während der Schwangerschaft nicht herausfinden wollen, und Molly hat lächelnd Mädchen- und Jungenkleidung gekauft. Arthur weiß, dass es in seiner Familie seit Generationen praktisch nur Söhne gibt, aber er will Molly die Hoffnung nicht nehmen. Immerhin wünscht sie sich eine Tochter.
Rastlos geht Arthur in die Küche hinüber, macht sich und seiner Mutter einen Tee, bringt eine der Tassen zu ihr ins Wohnzimmer und lässt sich mit der seinen dann wieder auf dem Sofa nieder.
Kaum hat er an seinem Tee genippt, geht die Tür zum Schlafzimmer auf.
"Mister Weasley, Sie können—"
Arthur springt auf, stellt die Tasse hastig auf dem Sofatisch ab und drängt sich an der Hebamme vorbei ins Zimmer.
"—ihren Sohn jetzt sehen", vollendet die Hebamme, und Arthurs Mutter lächelt ihr zu.
Der Tee steht vergessen auf dem Couchtisch.
Martha Weasley passt für drei, vier Tage auf Billy auf, während es sich Arthur und Molly mit dem neuen Baby gut gehen lassen. Sie tut das für alle ihre Schwiegertöchter, wenn sie ein neues Kind bekommen. Es gefällt ihr, auf ihre kleinen Enkel aufzupassen, sie für ein paar Tage hemmungslos zu verwöhnen. Sie weiß, dass sie das noch viele Male für Molly tun wird. Und beim nächsten Mal wird der kleine Charlie dabei sein.
Die ersten paar Tage wollen Molly und Arthur nur für Charlie da sein, und für sich selbst.
Molly ist erschöpft nach der Geburt, und Arthur kümmert sich rührend um sie. Sie schmiegt sich eng an ihn, das Baby in ihrer Armbeuge gurgelt leise vor sich hin, und Molly fühlt sich wohl, und einfach nur gut. Sie hat ihren Mann bei sich, und ihren Sohn, und sie ist genau da, wo sie hingehört.
Siebzehn Wochen.
Arthur hält Molly fest, und sie klammert sich an ihn und weint und weint.
Es wäre ein Mädchen geworden, sagt die Medihexe.
Fast drei Jahre ist es her, und immer noch versuchen sie nicht, wieder ein Kind zu bekommen. Molly weiß, dass Arthur sie nicht drängen will, und sie ist ihm dankbar dafür.
Charlie ist inzwischen fünf, Bill wird in ein paar Tagen acht, als Molly merkt, dass es trotzdem passiert ist. Sie ist schon zwei Wochen überfällig, wollte sich nicht unnötig verrückt machen, doch jetzt musste sie es trotzdem austesten, jetzt musste sie sicher gehen und tatsächlich, sie ist seit fast einem Monat schwanger.
Noch sieht man nichts davon, und sie ist sich nicht sicher, ob sie es Arthur schon sagen will, oder ob sie es erst noch für sich behält.
Ein paar Tage sagt sie nichts, lächelt nur häufiger und fühlt sich leichter als vorher, unbeschwerter, und gleichzeitig hat sie Angst, dass mit diesem Kind das selbe geschehen wird wie mit dem letzten.
Dann sagt sie es ihm, und hält den Atem an.
Er sieht sie einen Moment lang ungläubig an, dann hebt er sie hoch, und wirbelt sie herum, und lacht und strahlt.
"Molly", lacht er mit Tränen in den Augen, "Meine Molly!"
Und sie lacht mit und strahlt ihn an und küsst ihn.
Und plötzlich hat sie keine Angst mehr, dass es schief gehen könnte, denn das hier ist ihr Kind, das völlig ungeplant kommt, das beschlossen hat, jetzt geboren zu werden. Wovor sollte sie denn Angst haben, wenn das Kind so entschlossen ist, zu ihnen zu kommen?
Nach nicht ganz fünf Monaten kann man langsam etwas sehen, Molly wird ein wenig rundlicher, und sie sagen es Bill und Charlie. Ihre beiden Jungs können kaum glauben, dass aus dem kleinen Hügel von Mums Bauch ein neuer Bruder oder eine neue Schwester werden soll.
"Aber diesmal wirklich, ja, Mum?", fragt Charlie, und Bill stößt ihm den Ellbogen in die Rippen und sieht ihn böse an.
Charlie sieht jetzt auch die Tränen, die Molly in die Augen steigen, und er klettert auf ihren Schoß und umarmt sie ganz fest. "Ich hab dich lieb, Mum", flüstert er in ihren weichen Busen und Molly zieht Bill auch noch auf ihren Schoß und umarmt ihre beiden Racker ganz fest. "Ja, diesmal wirklich", flüstert sie.
Einen halben Monat später kann Charlie gar nicht mehr aufhören, die Hand auf Mums Bauch zu legen und zu warten, bis es von Innen ein bisschen klopft. Er klopft zurück, ganz vorsichtig, und strahlt seine Mutter an. "Es ist immer noch drin", sagt er, und Molly nickt lächelnd.
Percy kommt fast einen Monat früher als geplant, aber er kommt, und ist lebendig und schreit, schreit bis Molly ihn sanft an sich drückt und ihn auf und ab wippt. Er ist ganz da, ihr kleines Söhnchen, mit vielen kleinen roten Löckchen und großen blauen Augen.
Bill und Charlie, die ein paar Tage später von Grandma zurück kommen, können gar nicht glauben, wie winzig ihr neuer Bruder ist.
"War ich auch so klein?", fragt Bill, während Charlie gleichzeitig auf Mollys Bauch zeigt: "War er wirklich da drin?!"
"Ja", sagt Molly, "Ja", und lacht und drückt ihre beiden Großen ganz fest.
Alle zwei Jahre sind es mehr Kinder, auf die Martha Weasley für ein paar Tage aufpasst. Es ist ein wenig anstrengend, die zweijährigen Zwillinge im Zaum zu halten, und im Jahr darauf sind sie noch ein Jahr älter, und damit auch ein Jahr gewitzter geworden. Aber so einen süßen kleinen Fratz wie Ronnie hat Martha schon lange nicht mehr für sich allein gehabt, und sie genießt jeden Augenblick.
Es ist das Jahr, in dem Molly endlich ihre Tochter bekommt.
Das weiße Kleidchen, dass sie schon vor Jahren, bereits vor Bills Geburt gekauft hat, kann sie nun endlich einem kleinen Würmchen anziehen, und sie hat Tränen in den Augen vor Glück.
Ginny ist ein lautes Baby, fast so laut wie Charlie damals, und Arthur trägt sie durch das Haus, lässt sie auf und nieder hopsen und singt seiner kleinen Tochter Lieder vor, bis sie schließlich erschöpft einschläft. Er drückt ihr einen Kuss auf den roten Haarflaum und setzt sich zu seiner Frau aufs Sofa.
Molly strahlt, erschöpft, aber unglaublich glücklich, und schmiegt sich an ihn.
"Genug", sagt sie dann, leise, vorsichtig.
Arthur sieht auf seine kleine Tochter hinunter, und dann seine Frau an.
Er nickt. "Genug", erwidert er, und legt Molly eine Hand auf den Bauch.
Autor: Khana @
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Fandom: Harry Potter [Die Weasleys]
Charaktere: Molly, Arthur, Bill, Charlie [weitere erwähnt]
Thema: #01-#10: Anfang, Mitte, Ende, Innenseiten, Außenseiten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre
Word Count: 2528 [zwischen 24 und 509]
Rating: G bis PG-13
Note: Mein persönlicher Favorit ist 'Wochen'. Die weiteren will ich auch der Reihe nach schreiben, und mich dabei so langsam auf die POVs der Nachkommen konzentrieren...
Anfang
Nun, sagte der Hut, Da ist viel Loyalität in dir, und ein großer Drang, deine Freunde zu beschützen. Aber auch viel Mut, fast schon ein wenig zu viel.
Es klang in Mollys Ohren fast so, als lachte das alte Ding, das sie da auf dem Kopf hatte.
Du bist eine rechte kleine Löwin, Miss Prewett. Da gehst du wohl am besten nach "GRYFFINDOR!"
Molly nahm den Hut vom Kopf und legte ihn auf den Stuhl. Sie biss sich auf die Lippen und ging zu dem Tisch am Ende der Halle hinüber, an dem sie mit Applaus willkommen geheißen wurde.
Gryffindor. Sie konnte doch nicht in Gryffindor gelandet sein – ihre ganze Familie kam entweder nach Ravenclaw oder nach Hufflepuff. Wie war das denn passiert?
Molly hörte der Rede des Schulleiters nur mit einem Ohr zu. Ihre Gedanken drehten sich immer noch darum, dass sie irgendwie im falschen Haus gelandet war. Sie musste ihren Eltern schreiben, dachte sie. Gleich nachher würde sie Erol, ihren nagelneuen Uhu, losschicken und ihren Eltern gestehen, was passiert war. Hoffentlich nahmen sie ihr das nicht allzu übel.
Aber eigentlich, dachte Molly, hätte es auch schlimmer kommen können. Der Hut hätte sie schließlich auch nach Slytherin stecken können. Und egal, in welchem Haus sie war – sie war doch immer noch ihre Tochter. Daran konnte ja wohl gar nichts etwas ändern.
Mitte
Es war doof, ein Viertklässler zu sein, fand Arthur.
Man war schon zu erwachsen, um noch etwas mit den Babys aus den Klassen darunter zu tun zu haben – immerhin war er fast fünfzehn, da konnte er doch nicht mehr mit Erstklässlern herumhängen. Andererseits hielten die höheren Jahrgänge einen nach wie vor für zu jung, um bei irgendwas mitzumachen.
In der vierten Klasse hatte man keine neuen Unterrichtsfächer, keine neuen Lehrer, nichts! In der dritten hatten sie neue Fächer bekommen, in der Fünften erwarteten sie die OWLs, in der Sechsten die Fortgeschrittenenkurse und in der siebten die NEWTs. Aber im vierten Hogwarts-Schuljahr änderte sich einfach überhaupt nichts.
Jedenfalls war das so bis zu dem Tag, an dem Arthur beschloss, sich zu verlieben.
Alle Jungen in seinem Schlafsaal schwärmten für irgendwen, und mit fast fünfzehn fand Arthur, dass es langsam Zeit wurde, eine Freundin zu haben. Oder eben, sich zumindest zu verlieben.
Die Mädchen in seinem eigenen Jahrgang waren alle dumme Gänse, und die in den Jahrgängen darunter nach wie vor Kleinkinder, also sah Arthur sich die Mädchen der Jahrgänge über ihm genauer an.
In der fünften Klasse gab es ein besonders hübsches Mädchen. Sie hatte lange rotblonde Haare, die sie zu zwei Zöpfen gebunden trug, ein paar Sommersprossen auf der Nase, und Grübchen, wenn sie lächelte.
Sie war ziemlich klein, Arthur überragte sie um fast einen Kopf, aber das fand er nicht so wichtig. Molly war nett, und bei ihren Mitschüler beliebt. Und sie hatte Arthur letztens so nett angelächelt, als er ihr unaufgefordert den Brötchenkorb gereicht hatte.
Also beschloss Arthur, sich in Molly Prewett zu verlieben.
Er hat diesen Entschluss sein Leben lang nicht bereut.
Ende
Molly nahm ihr Abschlusszeugnis entgegen, lächelte Professor Dumbledore an und verbeugte sich. Sie stieg die Treppe am Rand der Bühne hinunter, setzte sich wieder auf ihren Platz, und plötzlich war ihre Schulzeit zuende.
"Du musst lernen, was es heißt, einen eigenen Haushalt zu führen", sagte ihre Mutter kurz darauf, und beschloss, Molly ein Jahr lang in genau dieser Kunst zu unterweisen.
Also lernte Molly jetzt Fegen und Wischen und Abwaschen und alle möglichen anderen Dinge, die eigentlich der Hauself der Familie Prewett erledigte. Der arme Berry wusste manchmal gar nicht, was er mit seiner Zeit anfangen sollte. Bis dahin dauerte es natürlich seine Zeit. Anfangs waren Mollys Zauber ungenau, und Berry putzte fröhlich lächelnd, und fast ein wenig dankbar hinter ihr her.
Kochen lernte Molly kaum. Einige wenige Speisen konnte Amelie Prewett mit Magie zubereiten, und dieses Wissen sowie ein dicken Kochbuch gingen an ihre Tochter über, aber Amelie fand, dass von Hand gekochtes Essen immer noch am besten schmeckte, und das Kochen fiel selbstverständlich den Hauselfen zu.
Für Amelie bestand kein Zweifel daran, dass Mollys zukünftiger Ehemann Elfen haben würde. Die Prewetts mochten nicht zur gesellschaftlichen Oberschicht gehören wie zum Beispiel die Malfoys, aber sie waren doch eine angesehene, reinblütige Familie, und es würde sich sicher ein guter und angemessen reicher Ehemann für ihre einzige Tochter finden lassen. Die Hausarbeit lernte Molly nur für den Notfall, und weil Amelie fand, dass ein junges Mädchen so etwas eben können muss.
Molly erzählte ihrer Mutter nicht, dass sie seit Mitte der sechsten Klasse fest mit Arthur Weasley zusammen war, dass sie ihn jeden Tag, den sie zuhause und er in Hogwarts verbrachte, schrecklich vermisste, und dass er ihr versprochen hatte, sie zu heiraten. Er würde bei Mollys Eltern um ihre Hand anhalten, wie es sich gehörte, aber selbst, wenn sie es nicht erlaubten, er würde sie heiraten.
Molly zählte die Tage bis zu seinem Schulabschluss, und lernte gewissenhaft, wie man Erbsensuppe kocht. Denn sie wusste, dass sie als Arthur Weasleys Frau keinen Hauselfen haben würde.
Innenseiten
Molly gewöhnt sich schnell an das Leben mit ihm, an das Leben im Fuchsbau.
Arthur weiß, dass sie etwas anderes gewohnt ist als das kleine Häuschen, das ihm seine Großtante vermacht hat.
Er weiß, dass ihre Familie reich ist, reich genug, um einen eigenen Hauselfen zu haben – etwas, von dem seine eigene Mutter seit Jahren träumt.
Aber als dritter Sohn in einer kinderreichen Familie ist dieses Häuschen mehr, als er sich je erhofft hat, und er setzt alles daran, es für Molly zu einem echten Zuhause werden zu lassen.
Abends, wenn sie erschöpft nach einem langen Tag und leidenschaftlichem Sex nebeneinander liegen, streicht er ihr sacht über die Wange. "Molly Weasley", flüstert er leise, "Ich liebe dich."
Und sie lächelt ein wenig traurig.
Sie glaubt noch nicht ganz, dass sie eine Weasley ist, obwohl Arthurs Mutter sie herzlich in die Familie aufgenommen hat.
Arthur weiß, dass ihr ihre eigene Familie fehlt, ihre Eltern, ihre Brüder. Aber er kann doch nichts dafür, dass seine Familie arm ist, dass er der Frau, die er liebt, so wenig bieten kann. Er kann nichts dafür, dass sie ihn liebt, genug, um alles aufzugeben, um mit ihm zusammen zu sein. Und er kann erst recht nichts dafür, dass ihren Eltern das nicht gereicht hat – ihre Tochter könne schließlich nicht von Luft und Liebe leben! – und sie nichts mehr mit seiner wunderschönen, tapferen Molly zu tun haben wollen.
Er kann nur hier sein, bei ihr, und sie festhalten. Er kann sie an sich drücken und küssen und ihr zeigen, dass sie zu seiner Familie gehört, dass sie seine Familie ist.
Außenseiten
Molly Weasley, der Fuchsbau, schreibt sie als Absender auf den Brief, den sie ihrem Bruder Fabian schickt.
Es fühlt sich immer noch nicht wie ihr Name an. Es ist ein netter Name, die Worte klingen gut zusammen, aber es ist noch immer nicht ihr Name, auch nach sechs Monaten noch nicht.
Molly weiß, dass Fabian den Brief nicht beantworten wird, ebenso wenig wie Gideon oder Mutter und Vater ihre Briefe beantworten. Sie hat es gewagt, sich der Familie zu widersetzen, sie gehört nicht mehr dazu. Sie ist nicht mehr Molly Prewett, sie ist Molly Weasley.
Sie seufzt leise und geht hinaus in den Garten. Hinter dem Hühner- und dem Kaninchenstall wartet Erol in seinem Verschlag auf sie. Sie lächelt, und streicht ihm durch das weiche Gefieder. Ihrem Uhu ist es egal, wie sie mit Nachnamen heißt, und wo sie wohnt. Er reibt seinen Kopf an ihrer Wange, fast wie eine Katze, und Molly muss lächeln.
Sie hält ihm den Brief hin. "Bring den zu Fabian, Erol, ja? Und lass ihn nicht eher in Ruhe, bis er antwortet."
Sie weiß, dass das nichts bringen wird, und Erols Federgeraschel zeigt deutlich, dass er das ebenfalls weiß.
"Entschuldige", murmelt sie, und er nimmt den Brief und kneift ihr sanft ins Ohrläppchen, bevor er seine Schwingen ausbreitet und davonfliegt.
Sie weiß, dass es nichts bringen wird, aber sie kann nicht anders, als immer und immer wieder zu schreiben, und Erol immer den selben Auftrag zu geben. Sie kann ihre Familie nicht aufgeben.
Sie erträgt diese Stille einfach nicht.
Stunden
Zwei Stunden wartet er schon ungeduldig vor der Tür, seit zwei Stunden ist die Hebamme bei seiner Molly und noch immer ist nichts zu sehen, nichts zu hören.
Arthur weiß, dass es lange dauern kann, und er weiß, dass die Tür schalldicht gezaubert ist und er eigentlich Mollys Schreie hören müsste. So weit die Medihexerei auch ist, einige Dinge will Molly lieber auf natürlichem Weg hinter sich bringen, und die Geburt ihrer Kinder gehört dazu.
Arthur sitzt auf dem Sofa im Wohnzimmer, springt nach wenigen Minuten auf und tigert ungeduldig vor dem Kamin auf und ab.
"Mach dich nicht verrückt, Junge", rät seine Mutter, und lächelt ihn von ihrem Platz in dem alten Ohrensessel aus beruhigend an. Aber Arthur kann nicht anders, er ist nun einmal nervös vor der Geburt seines ersten Kindes.
Er weiß nicht genau, ob er auf ein Mädchen oder einen Jungen hoffen soll. Molly und er haben es während der Schwangerschaft nicht herausfinden wollen, und Molly hat lächelnd Mädchen- und Jungenkleidung gekauft. Arthur weiß, dass es in seiner Familie seit Generationen praktisch nur Söhne gibt, aber er will Molly die Hoffnung nicht nehmen. Immerhin wünscht sie sich eine Tochter.
Rastlos geht Arthur in die Küche hinüber, macht sich und seiner Mutter einen Tee, bringt eine der Tassen zu ihr ins Wohnzimmer und lässt sich mit der seinen dann wieder auf dem Sofa nieder.
Kaum hat er an seinem Tee genippt, geht die Tür zum Schlafzimmer auf.
"Mister Weasley, Sie können—"
Arthur springt auf, stellt die Tasse hastig auf dem Sofatisch ab und drängt sich an der Hebamme vorbei ins Zimmer.
"—ihren Sohn jetzt sehen", vollendet die Hebamme, und Arthurs Mutter lächelt ihr zu.
Der Tee steht vergessen auf dem Couchtisch.
Tage
Martha Weasley passt für drei, vier Tage auf Billy auf, während es sich Arthur und Molly mit dem neuen Baby gut gehen lassen. Sie tut das für alle ihre Schwiegertöchter, wenn sie ein neues Kind bekommen. Es gefällt ihr, auf ihre kleinen Enkel aufzupassen, sie für ein paar Tage hemmungslos zu verwöhnen. Sie weiß, dass sie das noch viele Male für Molly tun wird. Und beim nächsten Mal wird der kleine Charlie dabei sein.
Die ersten paar Tage wollen Molly und Arthur nur für Charlie da sein, und für sich selbst.
Molly ist erschöpft nach der Geburt, und Arthur kümmert sich rührend um sie. Sie schmiegt sich eng an ihn, das Baby in ihrer Armbeuge gurgelt leise vor sich hin, und Molly fühlt sich wohl, und einfach nur gut. Sie hat ihren Mann bei sich, und ihren Sohn, und sie ist genau da, wo sie hingehört.
Wochen
Siebzehn Wochen.
Arthur hält Molly fest, und sie klammert sich an ihn und weint und weint.
Es wäre ein Mädchen geworden, sagt die Medihexe.
Monate
Fast drei Jahre ist es her, und immer noch versuchen sie nicht, wieder ein Kind zu bekommen. Molly weiß, dass Arthur sie nicht drängen will, und sie ist ihm dankbar dafür.
Charlie ist inzwischen fünf, Bill wird in ein paar Tagen acht, als Molly merkt, dass es trotzdem passiert ist. Sie ist schon zwei Wochen überfällig, wollte sich nicht unnötig verrückt machen, doch jetzt musste sie es trotzdem austesten, jetzt musste sie sicher gehen und tatsächlich, sie ist seit fast einem Monat schwanger.
Noch sieht man nichts davon, und sie ist sich nicht sicher, ob sie es Arthur schon sagen will, oder ob sie es erst noch für sich behält.
Ein paar Tage sagt sie nichts, lächelt nur häufiger und fühlt sich leichter als vorher, unbeschwerter, und gleichzeitig hat sie Angst, dass mit diesem Kind das selbe geschehen wird wie mit dem letzten.
Dann sagt sie es ihm, und hält den Atem an.
Er sieht sie einen Moment lang ungläubig an, dann hebt er sie hoch, und wirbelt sie herum, und lacht und strahlt.
"Molly", lacht er mit Tränen in den Augen, "Meine Molly!"
Und sie lacht mit und strahlt ihn an und küsst ihn.
Und plötzlich hat sie keine Angst mehr, dass es schief gehen könnte, denn das hier ist ihr Kind, das völlig ungeplant kommt, das beschlossen hat, jetzt geboren zu werden. Wovor sollte sie denn Angst haben, wenn das Kind so entschlossen ist, zu ihnen zu kommen?
Nach nicht ganz fünf Monaten kann man langsam etwas sehen, Molly wird ein wenig rundlicher, und sie sagen es Bill und Charlie. Ihre beiden Jungs können kaum glauben, dass aus dem kleinen Hügel von Mums Bauch ein neuer Bruder oder eine neue Schwester werden soll.
"Aber diesmal wirklich, ja, Mum?", fragt Charlie, und Bill stößt ihm den Ellbogen in die Rippen und sieht ihn böse an.
Charlie sieht jetzt auch die Tränen, die Molly in die Augen steigen, und er klettert auf ihren Schoß und umarmt sie ganz fest. "Ich hab dich lieb, Mum", flüstert er in ihren weichen Busen und Molly zieht Bill auch noch auf ihren Schoß und umarmt ihre beiden Racker ganz fest. "Ja, diesmal wirklich", flüstert sie.
Einen halben Monat später kann Charlie gar nicht mehr aufhören, die Hand auf Mums Bauch zu legen und zu warten, bis es von Innen ein bisschen klopft. Er klopft zurück, ganz vorsichtig, und strahlt seine Mutter an. "Es ist immer noch drin", sagt er, und Molly nickt lächelnd.
Percy kommt fast einen Monat früher als geplant, aber er kommt, und ist lebendig und schreit, schreit bis Molly ihn sanft an sich drückt und ihn auf und ab wippt. Er ist ganz da, ihr kleines Söhnchen, mit vielen kleinen roten Löckchen und großen blauen Augen.
Bill und Charlie, die ein paar Tage später von Grandma zurück kommen, können gar nicht glauben, wie winzig ihr neuer Bruder ist.
"War ich auch so klein?", fragt Bill, während Charlie gleichzeitig auf Mollys Bauch zeigt: "War er wirklich da drin?!"
"Ja", sagt Molly, "Ja", und lacht und drückt ihre beiden Großen ganz fest.
Jahre
Alle zwei Jahre sind es mehr Kinder, auf die Martha Weasley für ein paar Tage aufpasst. Es ist ein wenig anstrengend, die zweijährigen Zwillinge im Zaum zu halten, und im Jahr darauf sind sie noch ein Jahr älter, und damit auch ein Jahr gewitzter geworden. Aber so einen süßen kleinen Fratz wie Ronnie hat Martha schon lange nicht mehr für sich allein gehabt, und sie genießt jeden Augenblick.
Es ist das Jahr, in dem Molly endlich ihre Tochter bekommt.
Das weiße Kleidchen, dass sie schon vor Jahren, bereits vor Bills Geburt gekauft hat, kann sie nun endlich einem kleinen Würmchen anziehen, und sie hat Tränen in den Augen vor Glück.
Ginny ist ein lautes Baby, fast so laut wie Charlie damals, und Arthur trägt sie durch das Haus, lässt sie auf und nieder hopsen und singt seiner kleinen Tochter Lieder vor, bis sie schließlich erschöpft einschläft. Er drückt ihr einen Kuss auf den roten Haarflaum und setzt sich zu seiner Frau aufs Sofa.
Molly strahlt, erschöpft, aber unglaublich glücklich, und schmiegt sich an ihn.
"Genug", sagt sie dann, leise, vorsichtig.
Arthur sieht auf seine kleine Tochter hinunter, und dann seine Frau an.
Er nickt. "Genug", erwidert er, und legt Molly eine Hand auf den Bauch.